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Enerige & Management > Österreich - E-Wirtschaft mit aktualisierter „Stromstrategie“
Quelle: Fotolia / YuI
ÖSTERREICH:
E-Wirtschaft mit aktualisierter „Stromstrategie“
Im Auftrag des Verbands Oesterreichs Energie berechnete das Beratungsunternehmen Compass Lexecon, wie sich Österreichs Klimaziele besser erreichen lassen: mit mehr Wind und weniger PV.
 
„Ein klimaneutrales und robustes Stromsystem, das auch andere Sektoren bei der Dekarbonisierung unterstützt, ist möglich – wenngleich nicht unter den aktuellen Rahmenbedingungen.“ Das ist die Kernaussage einer aktualisierten Version der erstmals 2022 publizierten „Stromstrategie“ des österreichischen Elektrizitätswirtschaftsverbands Oesterreichs Energie. Diese präsentierten Verbandspräsident Michael Strugl und Generalsekretärin Barbara Schmidt anlässlich der Konferenz von Oesterreichs Energie am 18. September in der Kärntner Stadt Villach.

Strugl zufolge bestätigen die von dem Beratungsunternehmen Compass Lexecon errechneten, „mit Sensitivitäten gerechnet und robusten“, Zahlen im Wesentlichen die seinerzeitigen Aussagen der E-Wirtschaft. Die Nachfrage nach Strom wird sich demnach bis 2040, dem Jahr, in dem Österreich das Ziel der Klimaneutralität erreichen möchte, auf rund 154,2 Milliarden kWh pro Jahr verdoppeln. Die Erzeugung in jenem Jahr muss daher ebenfalls auf einen ähnlich hohen Wert – etwa 146,5 Milliarden kWh – verdoppelt werden. Hinsichtlich der installierten Leistung ist eine Verdreifachung von 27.000 auf 71.000 MW erforderlich.

Das „Rückgrat“ der Strombereitstellung in Österreich bleibt laut Strugl die Wasserkraft, die 2040 auf etwa 57 Milliarden kWh (derzeit rund 40 bis 45 Milliarden kWh) kommt. Bei der installierten Leistung sollte 2040 die Photovoltaik mit 30.000 MW dominieren, gefolgt von der Wasserkraft (Laufkraftwerke und Speicher sowie Pumpspeicher) mit 16.400 MW und der Windkraft mit 15.000 MW. Auf thermische Kraftwerke, insbesondere wasserstofffähige Gaskraftwerke, würden 6.100 MW entfallen, auf Batterien 3.600 MW.

Erstmals quantifizieren ließ Oesterreichs Energie den Bedarf an Flexibilität, von Speicher- und Pumpspeicherkraftwerken über thermische Kraftwerke bis zu Batterien sowie Stromimporten und -exporten. Dieser liegt der aktualisierten Stromstrategie zufolge derzeit bei 14,2 Milliarden kWh pro Jahr und würde bis 2040 auf 25,7 Milliarden kWh steigen.
  Wind stärker gewichten

Der wesentlichste Unterschied zwischen der Stromstrategie und dem Österreichischen Netzinfrastrukturplan (ÖNIP) des Energieministeriums (BMK) betrifft laut Strugl und Schmidt die PV und die Windenergie. Im ÖNIP wird die installierte Leistung der PV-Anlagen im Jahr 2040 mit 41.000 MW beziffert, jene der Windkraftanlagen dagegen mit 12.000 MW.

Laut Strugl würde die stärkere Gewichtung der Windkraft gemäß der Stromstrategie den Erzeugungsmix „ausgewogener“ machen, nicht zuletzt übers Jahr gesehen: Die PV habe ihr Erzeugungsmaximum bekanntlich im Sommer, die Windkraft im Winter. Damit werde die Stromversorgung insgesamt (noch) „resilienter“. Auch bei den Großhandelspreisen sei infolgedessen mit einer stabileren Entwicklung zu rechnen. Dies sollte sich laut Strugl dadurch ergeben, weil keine Kosten mehr für Erdgas als Brennstoff für thermische Kraftwerke anfallen.

Auf den Einwurf der Redaktion, dass die E-Wirtschaft nach eigenen Aussagen zumindest teilweise oder gänzlich mit Wasserstoff betriebene Gaskraftwerke benötige und folglich weiterhin mit Brennstoffkosten zu rechnen sei, beschied Strugl: „Wir haben nie gesagt, dass das nichts kosten wird.“

„Rückkehr zu den Fakten“

Hinsichtlich der nötigen Rahmenbedingungen wiederholte Strugl im Wesentlichen die bekannten Forderungen der E-Wirtschaft. Erforderlich sei ein „klares Bekenntnis“ der Politik zur Transformation des Energiesystems mit „klaren Spielregeln für Kunden und Lieferanten“. Notwendig seien ferner „Planungs-, Investitions- und Rechtssicherheit“, insbesondere für den rascheren Ausbau der Stromnetze.

Danny Güthlein, der Vorstand des Kärntner Energiekonzerns Kelag, deren Haupteigentümer mit insgesamt 37,9 Prozent die RWE ist, konstatierte, Österreich könne derzeit rund ein Drittel der insgesamt benötigten Energie vom Strom bis zur Wärme mit heimischen Erzeugungskapazitäten bereitstellen. Die übrigen zwei Drittel ließen sich nur mit Importen decken: „Wir wollen aber ein Versorgungssystem, bei dem die Preise möglichst stabil und leistbar sind. Deshalb müssen wir einen größeren Teil der Energie selbst erzeugen.“ Dabei werde Strom eine erheblich größere Rolle spielen als derzeit mit einem Anteil von etwa einem Fünftel an der gesamten Bedarfsdeckung.

Freilich bedeute jede Infrastrukturmaßnahme „einen Eingriff in die Natur und in die Landschaft“. Deshalb gelte es, die Notwendigkeit der Energiewende der Bevölkerung stärker bewusst zu machen. Güthlein plädierte dafür, die Debatten um die Zukunft der Energieversorgung zu „versachlichen“ und „zu den Fakten, zur Rationalität zurückzukehren“.

Güthlein ergänzte, energiewirtschaftliche Modellierungen würden „im Lauf der Zeit immer besser“. Auch die Stromstrategie sei nicht „die absolute Wahrheit“. Oesterreichs Energie werde diese aber mit der Politik und den zuständigen Behörden diskutieren: „Wir hoffen, dass am Ende etwas herauskommt, mit dem alle leben können.“
 

Klaus Fischer
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Mittwoch, 18.09.2024, 14:36 Uhr

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